Trainingsaspekte und -dimensionen

Obwohl die Tradition des „inneren Taiji“ hunderte von Jahren zurückreicht, vereint es viele moderne Trainingsaspekte. Insgesamt deckt sich unser Training des „Inneren Taiji“ mit Erkenntnissen der funktionellen Bewegungslehre und folgt den moderneren Auffassungen von funktioneller Anatomie. Hierbei spielen die Biomechanik und das Zusammenspiel von Muskel-, Sehnen-, Faszien-, Organ- und Knochenkettenverbindungen eine bedeutsame Rolle. Die vertiefende Ansteuerung und Differenzierung von konzentrischer, exzentrischer und elastischer Muskelaktivität bietet dabei eine wichtige Trainingsgrundlage. So arbeiten wir in einer körperlichen Mehrdimensionalität, die viel Übereinstimmung mit moderner Trainingstherapie findet. Ein besonderer Trainingsschwerpunkt des Taiji liegt im Bereich der Koordination und Tiefensensibilität (Propriozeption), d.h. der Wahrnehmungsschulung von Körperstellungen und deren Abstimmung im Raum. Die Koordinationsschulung wird im Bereich der modernen Sportwissenschaften als die wichtigste zu fördernde Trainingskomponente angesehen, da sie in alle anderen Trainingsbereiche wie Kraft, Dehnung, Entspannung und Kondition hineinwirkt. Auch diese Trainingsbereiche finden sich in unserem Taiji Training sehr repräsentiert wieder.

“When we practice taiji, internal refinement and meditation
we feel the benefit for the body–energy–mind system.

We know that it heals the harm from the pressures of outer life.”
Patrick Kelly

Hervorzuheben ist darüber hinaus die unser Taiji Training konstant innewohnende meditative Trainingsebene, die immer mehr Beachtung in der modernen Hirnforschung erfährt. So konnte wissenschaftlich aufgezeigt werden, dass es bei Langzeit-Meditierenden zu stofflichen Hirnumbauprozessen kommt und die Effekte von Meditation weit über die Vorstellung von Entspannung hinaus zu gehen scheinen. Meist können Menschen sich entweder in Ruhe oder in Bewegung erleben. Taiji als „Bewegungsmeditation“ vereinigt dies und fördert so aktiv die Integration dieser hochkonzentrierten Bewusstseinsaktivität in den Alltag. Meditation ist eine überkonfessionelle Trainingspraxis, die dem Selbsterkenntnisweg folgt und der spirituellen Praxis dient. Im Kontext des Taiji Trainings fördert sie die innere Entwicklung und das Wachstum des „Deep Mind“ (tiefes Bewusstsein) der Übenden. Physisch betrachtet, stellt sie ein aktives Training zur Regeneration von Gehirn, Nerven und nachgeschalteten Prozessen im Körper dar. Sie erhöht die mentale Stabilität nicht nur im Sinne einer erhöhten Stresstoleranz. Die Fähigkeit, sich auf sich selbst zu besinnen und sich selbst wahrzunehmen, wächst und erhöht so die Einflussnahme auf das eigene Leben. Diese Prozesse haben ebenso einen Einfluss auf den emotionalen sowie körperlichen Bereich von Praktizierenden. So trägt das Training nachhaltig zu einer Balancierung von Körper, Energien und Geist (Body – Energy – Mind) bei.

Taiji nutzt die Verfeinerung des Körpers, der Energie (Qi) und des Geistes (Yi/Xin) und führt uns aus dem Alltagszustand in eine Position von innerer Kraft, innerer Ruhe und innerem Verständnis. Aus Philosophie und Praxis lassen sich somit für unser Training drei zentrale Bereiche beschreiben: Gesundheitspflege, Meditation und Selbstverteidigung.